Um über etwas zu schreiben was man scheiße findet muss man es ausprobieren. Um zu schreiben wie scheiße Klassengesellschaft und damit auch die erste Klasse in der Bahn ist habe ich mich also auch irgendwann einmal in die 1. Klasse gesetzt um herauszufinden, was da passiert. Das einzige wie ich vorher damit in Verbindung kam ist wenn ich dort auf Klo ging oder demonstrativ im Zwischenraum der ersten Klassen telefoniert habe. Ich setzte mich also in die 1. Klasse und während ich mich über den erstaunlich guten Internet-Empfang wundere werde ich von der ersten Person neben mir angesprochen ich sollte doch bitte nicht so laut bewegen, es sei schließlich ein Ruheabteil. Und während ich dann mit meinen Kopfhörern die ich laut ihm zu laut aufgeklappt habe „Macht kaputt was euch kaputt macht“ höre bemerke ich immer wieder die argwöhnisch herablassenden Blicke meines Nachbars. Meiner Meinung Dach dürfte es keine zwei, durch Geld sich unterscheidende Komfortstandarts in einem staatlichen Konzern geben. Aber wenn es die irgendwo gibt, dann in der Bahn. Die nettesten Situation in der 2. Klasse sind Nichts im Gegensatz zu der Behandlung von Fahrgast:innen, und ja, es gibt Gästinnen im Deutschen, der 1. Klasse. Die Türen gehen leiser auf und zu, ich werde weniger kontrolliert, es sind immer noch Plätze frei, ich werde am Platz bedient, die Ansagen sind Leiser und die Wände und Durchgänge besser gedämmt, die Plätze haben mehr Beinfreiheit und mehr Fenster, es gibt online die größten deutschen Zeitschriften - und offline natürlich auch. Nur das db mobil gibt es auch hier nicht mehr im Print-Format. Die Bahnangestellten behandeln mich wie einen König: Beim Umstieg nehme ich natürlich die DB Lounge Premium mit, in der kostenlos nichtalkoholische sowie alkoholische Getränke und Snacks angeboten werden, von Mitarbeiter:innen die sich in einem für mich unangenehmen Maß mir unterwerfen. Nachdem ich sehr entspannt nach einem Snack und einem Sekt umgestiegen bin werde ich Teil des Gesprächs meiner neuen Nachbarn, die in die Diskussion vertieft sind ob man in Erwartung des zweiten Kindes wirklich den internationalen Markt betreten sollte und dabei die Fahrgastbefragung die neben ihnen statt findet garnicht mitbekommen. Als ich mir denke, wie komisch es doch ist, dass ich eine Fahrgastbefragung in der zweiten Klasse noch nie beobachtet habe, bemerke ich ihren argwöhnisch herablassenden Blick und schaue in das dunkler werdende vorbeiziehende Tal um mich nun endlich meiner neuen Folge „die drei ???“ zu widmen. Vielleicht passe ich hier einfach nicht rein.
Chief-Coder von GiBlog, 19 Jahre alt, FSJler im Bundestag, Klimaaktivist und führerscheinlos. Schreibt unregelmäßig Gastartikel für GiBlog über unregelmäßige Gäste