Nur drei Wochen vor dem nächsten Globalen Klimastreik, am 10.02.23, rief FFF Berlin zu einem weiteren Großstreik am Roten Rathaus auf - und das aus gutem Grund: die Berlin-Wahl stand bevor. Nach dem Wahlchaos in Berlin im September 2021 wird jetzt das Abgeordnetenhaus in Berlin neu gewählt und es entscheidet sich nun ein weiteres Mal, ob Franziska Giffey Bürgermeisterin wird, ob die CDU zum ersten Mal in diesem Jahrtausend die SPD als stärkste Kraft ablösen kann oder sogar die Grünen die nächste Bürgermeisterin stellen. Dabei geht es in Berlin viel um verkehrspolitische und soziale Themen, sowie den Umgang mit dem Volksentscheid „Berlin 2030 Klimaneutral“ sowie dem bisher nicht umgesetzten Volksentscheid „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“.
Die Aktivist:innen von Fridays For Future finden dabei auf der Demo klare Worte. Sie fordern eine Abwahl von Giffey, die sich klar gegen die Enteignung großer Wohnungskonzerne ausgesprochen hat, fordern ein Stopp des Ausbaus der A100, was sie beides mit einem CDU-Geführten Abgeordnetenhaus als völlig utopisch ansehen und natürlich die Klimaneutralität Berlins bis 2030. „Wat wolln’ wa? Klimaschutz! Wann wolln’ wa ditte? Jetze!“ wird gerufen, auch wenn natürlich keine:r der Demonstrant:innen noch ernsthaft berlinerisch spricht. Bekannte Sprüche wie: „Leute lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein, werden durch den freundlicheren Spruch „Klimademostrant:innen grüßen die Passant:innen“ ersetzt und zu den FFF-origial-Sprüchen wie „Hopp, Hopp, Hopp, Kohlestopp!“ reihen sich nun auch neue Sprüche wie „Es gibt; kein Recht; ein SUV zu fahren.“ oder „Kohlekonzerne baggern in der Ferne. Zerstören unsre’ Umwelt, nur für ein Batzen Geld.“. Als die Demo sicherheitsbedingt vor dem Potsdamer Platz zum stehen kommt, werden Dehnübungen gemacht um fit und warm zu bleiben. Denn die Demoroute ist mit 6km heute deutlich länger als sonst, aber trotzdem nie leise. Abwechselnd stehen einige Aktivist:innen vor dem Fronttranspi und rufen Sprüche durch ein Megafon um Stimmung zu machen. Etwa 300 Meter weiter hinten schieben andere Aktivist:innen ein großes Gerüst, auf dem sich wieder andere abwechseln, von dort aus die Menge zu unterhalten. Mit Sprüchen und sogar Livemusik. Außerdem sind rund 20 Lastenfahrräder mit einer Soundanlage, so genannte Lautis, auf der Demo verteilt, die in den anderen Bereichen Sprüche und Musik spreaden. Die TU Berlin hat in ihrem mehrstöckigen Lastend sogar einen DJ dabei.
Einige Tausend sind es dann, die zurück vor das Rote Rathaus gehen, wo es genau wie vor der Demo einige Redebeiträge sowie Musikbeiträge gibt. In den Reden geht es um den 9€-Ticket-Fond, Berlins Klimaneutralität bis 2030, Deutsche Wohnen und Co. enteignen oder um Lützerath und andere Dörfer die vor der Zerstörung stehen. Dazwischen gibt es einen Poetry Slam über das Jahr 2050, indem der menschengemachte Klimawandel besiegt ist und Musikacts. Hier tritt auch Henning May auf, der auch dieses mal wieder einige bekannte Stücke seiner Band „AnnenMayKantereit“ umgedichtet hatte und in diesen Songs Themen der Klimaschutzbewegung aufgreift. Schließlich sprechen nochmal zwei Klimaaktivist:innen von Fridays For Future, warum diese Wahl so entscheidend ist.
Auch wenn dieses mal weniger Menschen als erwartet an der Demo teilnahmen, war die Demo ein großes Ereignis und hat kurz vor der Berlinwahl ein Zeichen gesetzt. So kann es in Sachen Klimaschutz und Sozialem in Berlin nicht weitergehen. „Berlin muss Klimahauptstadt werden.“ sagt Samira Ghandour, Pressesprecherin von Fridays for Future Berlin.
27.02.23
Chief-Coder von GiBlog, 19 Jahre alt, FSJler im Bundestag, Klimaaktivist und führerscheinlos. Schreibt unregelmäßig Gastartikel für GiBlog über unregelmäßige Gäste